Grundlegend:
Nach besten Wissen und Überlieferung der Geschichte. Kaum eine andere Kampfkunst wie das Wing Chun Kung-Fu (WCT), sieht begeisterte so in den Bann. Was nicht verwunderlich ist, da die Kampfkunst auf eine Frau zurückzuführen ist. Die Erzählungen über die Stilbegründung von
"Ng Mui" und ihrer Schülerin "Yim Wing Tsun". Nach historischen Fakten und Nachforschungen kann hier allerdings sehr viel interpretiert werden.
Das mindert allerdings keineswegs die Faszination dafür.
Das Shaolin-Kloster
Während der Ching-Dynastie, als die Kanghsi-Regierung an die Macht kam, waren die Anhänger des Shaolin-Kung-Fu-Stils so berühmt, dass die Regierung sie als Bedrohung ansah. Das Shaolin-Kloster war für seine Volksnähe bekannt, jedoch kein Freund der Regierung. Daher sorgten sich einige, auf wessen Seite sich die Mönche stellen würden, wenn sich die politische Lage verschlimmert. Es kam zu einem erbitterten Kampf gegen das Kloster am Sung-Berg in der Honan-Provinz in Zentralchina. Die Soldaten erhielten den Auftrag, das Kloster zu schließen und die Religionsgemeinschaft zu verbieten. Doch die Mönche leisteten so starken Widerstand,
dass die Belagerung des Klosters nicht möglich war.
Chan Man Wai, einer der ambitioniertesten Beamten, entwarf einen hinterhältigen Plan, um sich einen Namen zu machen. Um diesen Plan umzusetzen, verschwor er sich mit einigen Mönchen des Shaolin-Klosters. Ein Mönch namens Ma Ning Yee ließ sich überreden, seine eigenen Gebrüder zu verraten, indem er heimlich das Kloster in Brand steckte. Auf diese Weise fiel letztlich das Shaolin-Kloster. Die meisten kampferprobten Mönche im Kloster kamen ums Leben, dennoch gelang es einigen zu entkommen. Den Erzählungen nach entkamen die fünf älteren buddhistischen Meister der fünf Shaolin-Stile: Meisterin Ng Mui, Meister Chi Shin, Meister Pak Mei, Meister Fung To Tak, Meister Miu Hin und deren verbleibenden Schüler, besonders Hung Hay Kwun, Fong Sai Yuk und Luk Ah Choy.
Chi Shin, einer der fünf älteren Meister und zugleich Abt, überzeugte die anderen, sich nicht zu beugen. Daraufhin wurden Chi Shin und seine Schüler steckbrieflich gesucht. Um der Gefangennahme zu entgehen, zerstreuten sich die Schüler über das ganze Land. Chi Shin selbst nahm eine Tarnidentität als Koch auf einer Roten Dschunke an. Diese „Rote Dschunke“ war auch als Transportschiff einer Operntruppe bekannt. Andere Meister, wie Miu Hin und seine Tochter Miu Tsui, versteckten sich längere Zeit bei den Miao- und Yao-Stämmen zwischen Szechwan und Yunnan. Sie reisten umher und erlebten einige Abenteuer. Bekannt in China sind die Geschichten „Fong Sai Yuk fordert den Verteidiger eines Turniers heraus“ und „Ng Mui tötet Lee Pa Shan auf den Pflaumenblütenpfählen“. Ng Mui ließ sich schließlich im Weißen Kranich-Tempel am Tai Leung-Berg nieder, wo sie sich ungestört der Kampfkunst und dem Zen widmen konnte.
Die Nonne Ng Mui
Die Schülerin
Am Tai-Leung-Berg machte Ng Mui Bekanntschaft mit Yim Lee und seiner Tochter Wing Tsun, was "schöner Frühling" bedeutet. Dieses junge Mädchen gab dem System von Ng Mui seinen wohlklingenden Namen. Zu jener Zeit lebte die buddhistische Nonne Ng Mui im Weißen-Kranich-Tempel am Tai-Leung-Berg. Dort kaufte sie mehrmals im Monat auf dem Marktplatz ein. An einem Stand verkaufte Yim Wing Tsun zusammen mit ihrem Vater Tofu. Die beiden waren aus der Kwantung-Provinz geflüchtet, da Yim Lee in eine Gerichtssache verwickelt war. Als ehemaliger Schüler des Shaolin-Klosters hatte er einige Kampftechniken erlernt und sorgte in seiner Heimat für Gerechtigkeit, wenn nötig. Dadurch geriet er in Schwierigkeiten und musste mit seiner Tochter in die Provinzen Szechwan und Yunnan fliehen, wo sie sich am Tai-Leung-Berg niederließen.
Yim Wing Tsun entwickelte sich zu einem aufgeweckten und hübschen Mädchen. Ihre Schönheit und Freundlichkeit führten jedoch zu einem Problem: Ein notorischer Schläger namens Wong, ein Kung-Fu-Experte und Mitglied einer Geheimgesellschaft, hielt um ihre Hand an. Sie lehnte ab, da sie seit ihrer Kindheit dem Jüngling Leung Bok Chau, einem Salzkaufmann aus Fukien, versprochen war. Wong drohte mit Gewalt, falls sie ihn erneut ablehnte, was Vater und Tochter in Angst leben ließ.
Ng Mui wurde zur Stammkundin und Yim Lee offenbarte ihr seine Sorgen. Ng Mui konnte diese Ungerechtigkeit nicht tolerieren und beschloss zu helfen. Da sie ihre Tarnung nicht verlieren und ein Kampf mit einem Dorfschläger ruhmlos gewesen wäre, unterrichtete sie Yim Wing Tsun in der Kampfkunst. Nach nur drei Jahren Privatunterricht im Weißen-Kranich-Tempel hatte das Mädchen das System gemeistert. Kaum kehrte Yim Wing Tsun ins Dorf zurück, wurde sie erneut von Wong bedrängt. Dieses Mal lief sie nicht davon, sondern forderte ihn zum Kampf heraus. Voller Siegessicherheit freute sich Wong darauf, das schöne Mädchen endlich zu besitzen, doch Yim Wing Tsun besiegte ihn mühelos vor den Augen der Dorfbewohner. Nachdem Wong besiegt und gedemütigt war, widmete sich Yim Wing Tsun vollständig der Kampfkunst. Bevor Ng Mui weiterzog, bat sie Yim Wing Tsun, nur würdige Schüler zu unterweisen.
Der Mann Wong Wah Bo
Yim Wing Tsun heiratete schließlich ihren Verlobten Leung Bok Chau und gab die Kampfkunst, die sie von Ng Mui erlernt hatte, an ihn weiter. Leung Bok Chau hatte bereits vor ihrer Hochzeit Kung-Fu trainiert und war daher voreingenommen. Anfangs dachte er, sie sei zu schwach, weil sie eine Frau war, und glaubte nicht, dass eine Frau ein würdiger Gegner für einen Mann sein könnte. Doch so oft sie auch miteinander kämpften, wurde Leung Bok Chau jedes Mal von ihr besiegt. Schließlich erkannte er seine Frau als große Meisterin der Kampfkunst an. Ihr zu Ehren benannte er dieses Kung-Fu-System später „Wing Tsun Kuen“. Leung Bok Chau trainierte regelmäßig mit ihr, bis er selbst ein Meister dieses Systems wurde.
Leung Bok Chau gab das Wing-Tsun-System an Leung Lan Kwai weiter, einen Kräuter- und Knochenarzt. Leung Lan Kwai behielt seine Kung-Fu-Kenntnisse allerdings für sich und wollte sie niemals publik machen, nicht einmal mit seinen engsten Angehörigen teilte er sein Wissen. Sein Geheimnis wurde erst offenbart, als er jemanden vor einer Gruppe Schläger beschützte und diese in die Flucht schlug. Ohne dieses Ereignis hätte die Geschichte des Wing Tsun an dieser Stelle enden können. Ursprünglich wollte Leung Lan Kwai niemanden unterrichten, doch er änderte seine Meinung und gab sein Wissen an Wong Wah Bo weiter, einen Schauspieler bei einer Operntruppe, die man damals „Jünger der Roten Dschunke“ nannte. Der Charakter und Gerechtigkeitssinn von Wong Wah Bo überzeugten Leung Lan Kwai, ihn als Schüler aufzunehmen.
Schüler gingen und große Meister kamen hervor. Einer von ihnen war Chan Wah Shun, der erste Lehrer von Yip Man, der durch die heutigen Yip Man Filme bekannt ist. Yip Man wurde der Lehrer von Bruce Lee, der die Kampfkunst durch sein Jeet Kune Do weltweit bekannt machte. Möchtest du die Geschichte ganz genau wissen?